Ann-Katrin Schmitz aka @himbeersahnetorte hat mit über 70.000 Followern auf jeden Fall Influencer-Charakter – doch Influencerin wollte sie eigentlich gar nicht werden. Heute nutzt sie ihre Reichweite, um ihr Wissen weiterzugeben. Im intombi-Interview beantwortet sie Fragen der intombi-girls rund um ihren Beruf und ihre Mission.
Hattest du schon immer vor, im Bereich Social Media zu arbeiten oder hattest du vor deinem Schulabschluss einen anderen Berufswunsch?
Ursprünglich wollte ich in der Marketing- oder PR-Abteilung irgendeines großen Luxuskonzerns Karriere machen – bis zu dem Tag, an dem ich genau in diesem Bereich ein Praktikum begonnen hatte. Die starren Hierarchien, unflexiblen Arbeitszeiten und die ewig langen Abnahme-Wege für meine Arbeiten haben schon im ersten Monat eher abschreckend auf mich gewirkt. Als ich dann nach drei Monaten mein Praxissemester beendet hatte, war für mich klar: Ich muss etwas Eigenes auf die Beine stellen!
Was hast du studiert?
Ich habe Unternehmenskommunikation und Journalismus studiert mit Schwerpunkt Online.
Wie bist du darauf gekommen, mit Farina Opoku – auf Instagram als @novalanlove bekannt – zusammenzuarbeiten?
Farina und ich kennen uns aus der Uni, wir waren damals ein sehr kleiner Kurs aus circa 15 bis 20 Leuten. Farina hatte ebenfalls ein Praxissemester absolviert, bei David LaChapelle in New York. Das war 2013, da haben wir in Deutschland die App Instagram noch genutzt, um unsere Bilder mit Vintage-Filter zu versehen, um sie dann auf Facebook zu posten. In den USA war die Plattform schon viel weiter und es hatte sich bereits eine richtige Community gebildet. Farina hat aus ihrer Zeit in New York circa 14.000 Follower mitgebracht (das würde nach heutigen Verhältnissen ungefähr 1,4 Mio. entsprechen) und uns in der Uni dann die App näher gebracht. Schnell hat Instagram dann auch in Deutschland Fahrt aufgenommen und immer mehr Menschen haben Farina Fragen zu ihrer Styling-Routine, ihren Daily Outfits und ihrem generellen Lifestyle in der Kommentarfunktion gestellt. Ich bin dann auf Farina zugegangen und habe ihr angeboten, zusätzlich zu Instagram, auch mal das Modell eines Blogs auszuprobieren. Aus dieser Ursprungsidee habe ich dann nach circa drei Monaten eine ganzheitliche Social Media Strategie entwickelt und den technischen Background geschaffen und Farina hat den Content produziert.
Was macht deinen Beruf aus und ist er dein Traumberuf?
Heute weiß ich: Das ist mein Traumberuf, denn ich habe ihn mir praktisch „selbst erschaffen“. Eine Konstellation aus Vermarktung/ Management und Content Creator war 2014 praktisch noch gar nicht vorhanden. Da waren Farina und ich im Influencer-Bereich sicher Vorreiter. Mein Beruf verändert sich aber stetig, manchmal sogar monatlich. Die gesamte Social Media Landschaft verändert sich ja unglaublich schnell, Trends und Nutzerverhalten ändern sich schnell. Es ist wichtig, immer flexibel und interessiert an der eigenen Branche zu bleiben, man lernt nie aus. Ich versuche mich deshalb ständig proaktiv weiterzubilden und besuche regelmäßig Konferenzen und Themen-Tage aus dem Online-Marketing und Social Media Bereich.
Mein lustigstes Erlebnis im Arbeitsalltag:
Mein lustigstes Erlebnis dieses Jahr war sicherlich eine Kooperationsanfrage für Farina von einem Bestatter-Verband. Im Konzeptpaper hieß es, das Thema „Tod“ wäre so negativ behaftet und niemand wolle darüber sprechen. Um das zu ändern, sollten ausgewählte Influencer ihre zukünftigen Särge selbst designen und bunt verzieren. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass wir da abgesagt haben. 😉
Was macht dir am meisten Spaß an deinem Beruf?
Dass ich mein eigener Chef sein darf! Ich kann mir meine Arbeit frei einteilen, muss mich nicht an starre Arbeitszeiten halten, kann dann kreativ und produktiv sein, wann ich es möchte. Das ist unglaublich befreiend und lässt mich jeden Tag dankbar sein. Ich arbeite mit tollen Menschen zusammen, darf viel reisen und kann mich in vielen spannenden Projekten selbst verwirklichen.
Wie sieht ein typischer Tag in deinem Berufsalltag aus?
Ich hasse den Begriff „Alltag“, für mich ist ein geregelter Tagesablauf eher ein erschreckender Gedanke. Viele Menschen brauchen ja geregelte Abläufe und Routinen, um produktiv zu sein, ich bin da eher das Gegenteil. Wenn ich aber in Köln oder Hamburg bin, sprich in einer der beiden Städte, in denen ich lebe, dann beginnt der Tag bei mir mit einem starken schwarzen Kaffee. Dann setze ich mich meist zuerst an die Mails, die über Nacht aus anderen Zeitzonen gekommen sind. Ich versuche mittlerweile so lange wie möglich heraus zu zögern, das erste Mal mein Handy in die Hand zu nehmen, um mich nicht sofort mit Instagram und Co. abzulenken. Da wir aber auch im Team meist über WhatsApp kommunizieren, schaffe ich das meistens nur bis neun oder halb zehn Uhr morgens. In der Regel arbeite ich bis zum Mittag das „Daily Business“ ab, koordiniere Termine, briefe Farina für den Tag und priorisiere meine To-Do Liste, die ich bis zum Ende des Tages abarbeiten will. Mittags treffe ich mich meistens mit Kunden oder Personen aus meinem Netzwerk zum Mittagessen, so habe ich das Gefühl, sogar die Mittagspause etwas Produktives getan zu haben. Nachmittags beschäftige ich mich mittlerweile mit neuen Projekten wie unserer NovaLanaLove.de, Präsentationen für Vorträge, bereite Workshops vor oder kümmere mich um die Buchhaltung.
Was verdienst du? Ist es möglich, ein gutes Gehalt im Arbeitsfeld Social Media zu verdienen?
Ich verdiene für mein Alter überdurchschnittlich gut. Das habe ich mir aber auch erarbeitet und stehe praktisch nie still. Ich habe praktisch keine klassischen Arbeitszeiten und bin sowohl für das gesamte Team als auch für Kunden 24/7 erreichbar. Und ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort! Aber: In der Social Media Branche steckt aktuell schon extrem viel Umsatzvolumen, Tendenz immer noch steigend. Wenn die Frage auf die Antwort abzielt, ob der Berufswunsch „Influencer“ ein realistisches Ziel ist, dann muss ich an dieser Stelle leider desillusionieren. Für mich ist „Influencer“ kein klassischer Beruf, sondern eher ein Status unserer neuen digitalen Welt, praktisch eine andere Bezeichnung für den Begriff „Celebrity“. Oft gibt es aber Mischformen, dann sind Influencer auch Journalisten, Creatoren, Konzeptionisten, Medienmacher, Designer usw. Viele probieren sich auch in vielen Bereichen aus und nutzen ihre Reichweite für neue Projekte, die auch offline funktionieren. Das ist aber ein natürlicher Prozess. Man wird nicht einfach Influencer, sondern wird zum Influencer gemacht.
Bist du zufrieden mit deinem Leben oder möchtest du gerne etwas ändern?
Ich bin unglaublich happy mit meinem Leben, für mich könnte es für immer so bleiben!
Warum hast du dich gegen eine typische Influencer-Karriere entschieden und für die Arbeit im Management, im Hintergrund?
Weil ich mich prinzipiell lieber im Hintergrund aufhalte, da fühle ich mich viel wohler. Ich wollte schon damals nie selbst Blogger oder Influencer sein, sondern habe mich viel mehr für die strategischen Ausrichtungen, neuen journalistischen Ansätze und natürlich nicht zuletzt für die digitalen Geschäftsmodelle dahinter interessiert. Mein Anspruch ist es vor allem, mein Wissen weiterzugeben, große Marken und Unternehmen zu beraten und meine kleine bescheidene Reichweite für die Stärkung von Medienkompetenz und Aufklärung zu gewissen Themen (zum Beispiel Werbekennzeichnung in sozialen Medien), die meine Branche betreffen, zu nutzen. Wenn ich mich dafür vor 500 Menschen auf eine Bühne als Speaker stellen muss oder für ein noch größeres Publikum eine Instagram-Story aufnehme, dann ist das für mich eher das Mittel zum Zweck.
Trotzdem habe ich natürlich großen Respekt vor dem Leben, was Farina praktisch jeden Tag unter den Augen ihrer Community lebt. Sie muss neben der ständigen Erreichbarkeit, auch rund um die Uhr präsent sein. Ich glaube, dass das ziemlich anstrengend und kräftezehrend sein kann. Das ist sicherlich auch nicht immer einfach und darf man zu keiner Zeit unterschätzen. Am Ende möchte ich aber vor allem jeden dazu motivieren, sich auf irgendeine Art und Weise selbst zu verwirklichen. Darum wird es auch in meinem coming-soon Podcast „Baby got Business!“ gehen.
Mein schlimmstes Erlebnis im Arbeitsalltag:
Das Schlimmste war vor einigen Wochen, als nach einem Update mein gesamter Desktop auf meinen mittlerweile sieben Jahre alten Mac Book Air gelöscht wurde. Mein technik-affiner Freund konnte Gott sei Dank ein Backup aus der iCloud wiederherstellen. Trotzdem war das zunächst ein Schock und hat mir gezeigt, wie wichtig Datenspeicherung ist. Ohne die wäre monatelange Arbeit praktisch in einer Sekunde gelöscht.
Was rätst du anderen Mädchen, die auch gerne im Bereich Social Media arbeiten möchten?
Die Social Media Landschaft ist groß und es entstehen praktisch ständig Jobs, die vorher gar nicht existiert haben. Sich da zu orientieren ist unheimlich schwierig. Die Basis ist trotzdem immer ein abgeschlossenes Studium! Das kann im Zweifel auch erst einmal „irgendwas mit Medien“ sein. Sucht euch einen Studiengang, der möglichst vielfältig ist und euch Einblicke in mehrere mediale Bereiche gewährt (Online, TV, Radio, etc.). Im besten Falle beinhaltet er auch Grundkenntnisse zu klassischem Marketing und/oder Unternehmenskommunikation. Ich bin mir sicher, ihr werdet schon im Studium merken, in welchem Bereich eure Talente schlummern. Wer sich auch nach dem Studium nicht sicher ist, sollte ein Jahr lang mindestens zwei bis drei Praktika zur Orientierung absolvieren, dann habt ihr auch bereits erste Berufserfahrungen. Im allerbesten Falle habt ihr aber schon im Studium als Werkstudent*in erste Erfahrungen gesammelt.
Wem folgt ihr denn auf Instagram? Nutzt ihr Instagram auch, um von anderen zu lernen?
Danke dir, liebe Ann-Katrin, für das super interessante Interview!
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