Wenn man mich in der 5. Klasse gefragt hat, was ich später studieren will, war meine Antwort immer die Gleiche: Germanistik! Auch in der 8. Klasse hat sich das nicht geändert – und auch nicht als ich kurz vorm Abi stand. Warum? Weil mich die deutsche Sprache schon immer fasziniert hat, für mich Grammatik immer logisch war und ich seit ich lesen kann alles verschlinge, was auf Papier geschrieben ist.
Ich bin mit Pippi Langstrumpf auf der Suche nach ihrem Vater Kapitän Efraim gewesen, die wilden Hühner waren meine Inspiration für meine eigene Bande und ich hätte meine Niere dafür eingetauscht, wenn ich nach Hogwarts hätte gehen dürfen. Deshalb war klar: Ich werde Germanistik studieren! Meine absolute Leidenschaft.
Germanistik – und dann?
Mit dem Studium wollte ich entweder Lehramt machen oder Journalismus. Da ich immer gerne geschrieben habe, tendierte ich mehr zu Letzterem. Und dann ging es los: Abitur bestanden, Bewerbungen an Unis verschickt – ich hatte noch Philosophie als Nebenfach gewählt – und dann waren sie da: Meine Bestätigungen in der Post, das Studium konnte losgehen.
Ich war super aufgeregt vor meiner Ersti-Woche an der Goethe-Uni in Frankfurt und alles verunsicherte mich erst mal. Neue Leute, riesiger Campus, neue Strukturen – doch mit einem war ich mir immer noch ganz sicher: Das richtige Fach gewählt zu haben.
Enttäuschungen einstecken
Meine ersten Vorlesungen und Seminare waren irgendwie nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Weniger Bücher lesen, mehr wissenschaftlich arbeiten – viel Theorie und Sprachwissenschaft, wenig Kreatives.
Ja, ich hatte genau das vorher gehört: Dass Germanistik eben nicht nur Lesen ist, aber trotzdem war ich enttäuscht. Und mir wurde schnell klar: Das ist nicht das Fach, das ich studieren will. Nicht das Fach, mit dem ich meine berufliche Zukunft aufbauen will.
Es machte mir schlicht keinen Spaß und ich konnte mir auf den Tod nicht vorstellen, wie ich das mindestens drei Jahre durchhalten sollte.
Die Phase der Einsicht
Was dann für mich kam, ist mir noch nie leichtgefallen: Meine eigene Niederlage einstecken. All das verwerfen, was ich mir seit ich klein war, gewünscht hatte. Was dann am meisten geholfen hat, war der Zuspruch meiner Eltern. Meine Mama hat mir erst mal das Wort „Niederlage“ genommen, mein Papa mir die Angst, weiterzumachen.
Nicht normal? Von wegen!
Über 30 Prozent von Studierenden brechen ihr Studium ohne Abschluss ab. Das ist gar nicht mal so wenig.
Was also jetzt? Ich habe mich dafür entschieden, meinem Journalismus-Traum nachzugeben und recherchiert, was es alles so gibt. Und so bin ich an meinen Studiengang gekommen, den ich auch fertig studiert habe: Hier in Köln.
Neue Wege, neue Abenteuer
Wow, plötzlich bedeutete mein Studiumsabbruch von zu Hause wegziehen, in eine Stadt, die ich gar nicht kannte und in der mich auch niemand kannte. Für mein Germanistik-Studium konnte ich zu Hause wohnen bleiben. Diesmal musste ich weit wegziehen. Was, wenn ich das in Köln auch nicht gut finden sollte?
„Dann kommst du eben zurück, Sophie“, hat mein Papa damals gesagt.
Und auch, wenn ich nicht zurück gehen musste und Köln mein Schlüssel zum Glück war: Die Welt wäre nicht untergegangen, wenn ich auch das wieder abgebrochen hätte.
Du bist keine Versagerin!
Ich kenne so viele, die ihr Studium abgebrochen haben und weit länger als nur das erste Semester studiert haben. So viele, die auch ihr zweites oder drittes Studium abgebrochen haben. Und bei uns allen ist das Gefühl gleich: Wir fühlen uns wie Versager.
Doch das ist falsch!
Du bist keine Versagerin, nur weil du deine Meinung änderst. Du bist keine Versagerin, wenn du dich umentscheidest.
Ganz im Gegenteil: Du bist mutig. Mutig, dass du einsiehst, dass es nicht das Richtige ist für dich. Mutig, den Schritt zu wagen, etwas abzubrechen. Mutig, den Schritt zu gehen, etwas Neues zu finden und auszuprobieren.
Ein Studiumsabbruch – oder auch, wenn du deine Ausbildung abbrichst – macht dich nicht zu einer Versagerin. Es geht darum, das zu finden um glücklich zu werden und wenn manche Philosophen ganze Lebenswerke damit verbracht haben, herauszufinden was Glück ist, kannst du auch mal dein Studium abbrechen, wenn es dich nicht glücklich macht. Das ist keine Schande – das ist das Leben!
Wie siehst du das? Oder kennst du das vielleicht auch schon aus eigener Erfahrung?
Deine Sophie
Hi, ich habe auch den Traum Journalistin zu werden und studiere im zweiten Semester Sozialwissenschaften. Allerdings ist der Studiengang extrem theoretisch und entspricht leider nicht meinen Erwartungen. Das zu akzeptieren fällt mir extrem schwer, weil mich die Inhalte des Faches an sich sehr interessieren. Deine Worte konnten mich zum Glück ein wenig besänftigen. Jetzt bin ich auf der Suche nach anderen Möglichkeiten. Darf ich fragen, was genau du in Köln studiert hast? Liebe Grüße, Marie
Liebe Marie,
vielen Dank, dass du so offen deine Bedenken zur Wahl deines Studiums mit uns teilst. Wir freuen uns, dass Sophie dir ein wenig helfen konnte.
Sophie hat übrigens Online-Redakteur an der Technischen Hochschule (TH Köln) studiert.
Wir wünschen dir viel Erfolg bei deiner Suche und hoffen, dass du bald dein Traumstudium findest!
Liebe Grüße,
Joana von intombi