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Zwei Länder: zwei unterschiedliche Weihnachtstraditionen


Mein Name ist Uliana, ich bin 17 Jahre alt und habe Weihnachten in der Ukraine immer gefeiert. Weihnachten ist eines der wichtigsten und schönsten Feste, das in vielen Ländern der Welt gefeiert wird. Doch trotz seiner universellen Bedeutung unterscheiden sich die Traditionen und Bräuche von Land zu Land erheblich. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Unterschiede zwischen Weihnachten in der Ukraine und Deutschland. Am Ende des Artikels singe ich ein Abschnitt von „Schtschedryk“, die originale Version von dem bekannten Weihnachtslied Carol of the Bells.



Wann findet Weihnachten statt?

In Deutschland wird Weihnachten am 24. Dezember (Heiligabend) sowie am 25. und 26. Dezember gefeiert. Es ist ein christliches Fest, das die Geburt Jesu Christi würdigt. Der 24. Dezember ist in vielen Familien der wichtigste Tag mit einem festlichen Abendessen und der Bescherung. In der Ukraine hingegen wird Weihnachten traditionell am 7. Januar nach dem Julianischen Kalender gefeiert. Am 6. Januar findet der Heilige Abend (Svyatvechir) statt. Seit 2017 wird allerdings auch der 25. Dezember als offizieller Feiertag anerkannt, da einige Ukrainer den Gregorianischen Kalender nutzen. 

Ich persönlich feiere mittlerweile Weihnachten vom 24. bis 25. Dezember, da ich jetzt in Deutschland lebe und die deutschen Traditionen mit meiner Familie teile. Trotzdem bleibe ich den ukrainischen Bräuchen treu und feiere auch am 7. Januar.


Wer und was spielt rund um Weihnachten eine Rolle?

In Deutschland beginnt die Weihnachtszeit bereits mit dem ersten Advent. Weihnachtsbäume, Lichterketten und festliche Dekorationen sind überall zu sehen. Der Weihnachtsmann bringt den Kindern die Geschenke. In der Ukraine spielt der Didukh eine besondere Rolle. Dieses Bündel aus Stroh symbolisiert die Ahnen und wird zur Weihnachtszeit im Haus aufgestellt. Der Weihnachtsbaum ist auch in der Ukraine verbreitet, doch oft schmückt man ihn erst am Silvesterabend, da die ukrainische Neujahrs- und Weihnachtszeit eng miteinander verbunden sind.

Ich halte an den ukrainischen Traditionen fest, wie z. B. das Aufstellen des Didukh und das Singen von Kolyadky. Gleichzeitig schmücken wir den Weihnachtsbaum früher, wie es in Deutschland üblich ist, und feiern den Advent.

Ein besonderer Unterschied liegt in der Art und Weise, wie die Menschen die Gemeinschaft betonen. In Deutschland verbringen Familien Weihnachten meist im kleinen Kreis. Die Bescherung ist ein emotionaler Höhepunkt des Abends. In der Ukraine sind die Feierlichkeiten stärker auf die erweiterte Familie und die Gemeinschaft ausgerichtet. Nach dem Festessen gehen Kinder und Jugendliche von Haus zu Haus, um Kolyadky zu singen und Glückwünsche zu überbringen. Diese Tradition stärkt die sozialen Bindungen und wird von Generation zu Generation weitergegeben.


Drei interessante Fakten über Weihnachten in der Ukraine:


Kolyadky: So heißen die traditionellen Weihnachtslieder, die von Kindern und Erwachsenen gesungen werden. Das bekannteste ukrainische Lied „Schtschedryk“ ist weltweit als Carol of the Bells bekannt.

Wertep: Ein traditionelles Krippenspiel, das oft mit satirischen Elementen ergänzt wird. Diese Aufführungen verbinden biblische Geschichten mit volkstümlichem Humor.

Die Bedeutung des Sterns: Während des Singens von Kolyadky tragen die Teilnehmer:innen oft einen großen achtstrahligen Stern, der den Stern von Bethlehem symbolisiert. Dieser Stern wird liebevoll handgefertigt und bunt dekoriert.


Spielt Religion eine Rolle?

In Deutschland ist Weihnachten oft eine Mischung aus religiöser Andacht und kommerziellem Fest. Weihnachtsmärkte, Adventskalender und Geschenke spielen eine zentrale Rolle. Kirchenbesuche, insbesondere in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember, gehören jedoch für viele Deutsche ebenfalls zum Fest. In der Ukraine steht der religiöse Aspekt stärker im Vordergrund, insbesondere in ländlichen Gebieten. Die ukrainische Weihnachtsfeier ist eng mit der Orthodoxen Kirche und ihren Ritualen verbunden. Dazu gehören die Weihnachtsliturgie und traditionelle Gesänge, die sogenannten Kolyadky. Diese spirituelle Tiefe bedeutet mir viel und erinnert mich daran, dass Weihnachten mehr als nur ein Fest der Geschenke ist.



Wie unterscheidet sich das Weihnachtsessen?

In Deutschland ist das Weihnachtsessen vielfältig und variiert je nach Region. Typische Gerichte sind Gänsebraten, Kartoffelsalat mit Würstchen oder Raclette. Plätzchen und Stollen gehören ebenfalls zu den unverzichtbaren Weihnachtsspezialitäten.
In der Ukraine steht am Heiligen Abend ein besonderes Essen mit 12 Gerichten auf dem Tisch, die die zwölf Apostel symbolisieren. Dabei handelt es sich um ein Fastenmahl, das kein Fleisch, keine Milchprodukte und keine Eier enthält. Kutja, ein süßer Brei aus Weizen oder Reis mit Honig und Nüssen, ist das wichtigste Gericht und wird zu Beginn der Mahlzeit gegessen. 

Ich kombiniere beide Traditionen. Am Heiligen Abend bereite ich typische ukrainische Gerichte wie Kutja vor, aber ich probiere auch deutsche Klassiker wie Raclette oder Weihnachtsplätzchen. Diese Mischung macht die Feierlichkeiten noch vielseitiger und spannender.



Uliana singt das bekannteste ukrainische Lied „Schtschedryk“, weltweit als Carol of the Bells bekannt.


Meine Gedanken dazu

Obwohl Weihnachten sowohl in der Ukraine als auch in Deutschland ein Fest der Freude, der Liebe und des Glaubens ist, unterscheiden sich die Traditionen erheblich. Während in Deutschland der Advent, Weihnachtsmärkte und kommerzielle Elemente dominieren, bleibt Weihnachten in der Ukraine ein Fest mit tief verwurzelten religiösen und familiären Traditionen. Beide Länder haben ihre einzigartigen Bräuche, die Weihnachten zu einem besonderen Erlebnis machen.

Ich schätze die familiäre und spirituelle Bedeutung von Weihnachten in der Ukraine sehr. Die Gemeinschaft, das Singen von Kolyadky und die tiefe religiöse Verbundenheit bedeuten mir viel. Aus Deutschland nehme ich die festliche Atmosphäre, die Weihnachtsmärkte und die Bedeutung des Advents mit. Diese Mischung macht Weihnachten für mich besonders. Es ist wichtig, offen für neue Traditionen zu sein und gleichzeitig die eigenen Wurzeln zu bewahren. Die Integration von deutschen Bräuchen kann eine Bereicherung sein, ohne die eigene Kultur zu verlieren. Das Beste ist, Elemente beider Traditionen zu integrieren. Zum Beispiel könnten deutsche Familien ukrainische Speisen wie Kutja probieren, und ukrainische Familien könnten den Adventskalender oder Plätzchenbacken übernehmen. Auch das gemeinsame Singen von Liedern oder der Besuch eines Gottesdienstes, ob orthodox oder katholisch, könnte eine Brücke zwischen den Kulturen schlagen.



Was sind Deine Traditionen? Wann feierst Du Weihnachten?

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