Am 26. September ist Bundestagswahl. Und wir alle können mitentscheiden, wer unsere Zukunft gestalten soll.
In diesem Artikel stellen wir dir Nyke Slawik vor. Sie ist Bundestagskandidatin von ‚Bündnis 90/ Die Grünen‘ und tritt im Wahlkreis Leverkusen/ Köln Mülheim an. Hier beantwortet sie fünf Fragen, über ihre Motivation, politisch aktiv zu sein, die dringendsten politischen Themen und wie sie Frauen und Mädchen konkret fördern will.
1. Warum ist die Politik deine Passion?
Schon als Kind war ich unglaublich fasziniert davon, was „draußen“ in der Welt passiert, habe mich sehr für Geschichte und Erdkunde interessiert. Auch wenn die Mühlen der Parteipolitik manchmal langsam mahlen, finde ich es einfach sehr spannend, das Zeitgeschehen aktiv mitzugestalten. Das ist ja das Versprechen der Demokratie, dass alle mitwirken können.
Aktuell wird Politik aber noch zu viel von Männern, meist aus älteren Semestern dominiert, da muss definitiv mehr Vielfalt her!
Und diese Vielfalt ist das, was mich am meisten an Politik fasziniert: Es gibt so viele Menschen, die ich kennenlernen darf und deren Geschichten mich sehr berühren. Bei der Grünen Jugend, wo ich über 10 Jahre aktiv war, habe ich viele andere junge Frauen und queere Personen getroffen, die mich inspiriert und mir Mut gemacht haben, weiter Politik zu betreiben: Junge Frauen, die sich vernetzen, weil sie wollen, dass volle Gleichberechtigung endlich Realität wird. Junge Queers, die es leid sind, dass sie ihre Rechte ständig vor dem Bundesverfassungsgericht einklagen müssen und sich gemeinsam organisieren. Oder junge Leute, die erreichen wollen, dass das Dorf, in dem sie aufgewachsen sind, nicht vom Kohlebagger weggebaggert wird und im Braunkohle-Tagebau verschwindet.
2. Was war für dich ausschlaggebend selber politisch aktiv zu werden? Warum willst du in den Bundestag?
Ich bin 2009 zur Grünen Jugend gekommen. Das war nachdem Schwarz-Gelb im Bund eine Mehrheit bekommen hatte und mitunter als Erstes entschied, weiter in Atomkraft zu investieren. Zu der Zeit hatte ich auch die Dokumentation „Eine unbequeme Wahrheit“ gesehen, die mir die Dringlichkeit der Klimakrise vor Augen geführt hat.
Beides löste in mir große Ängste darüber aus, was wir eigentlich unserem Planeten und den kommenden Generationen antun.
Da waren also erst diese Umweltaspekte, die mich zur Grünen Jugend und später zu den ‚Grünen‘ gebracht haben. Ein anderer großer Aspekt meiner Politisierung war dann aber meine eigene Trans-Identität. Bei meiner Geburt wurde das männliche Geschlecht eingetragen, womit ich mich nie identifizieren konnte. Mit 16 habe ich mich dann auch endgültig geoutet und lebe seitdem nur noch als Frau. Auf dem Weg dahin und nach meinem Outing habe ich viel Transfeindlichkeit erlebt, von blöden Sprüchen in meiner Schulzeit, über diskriminierende Gesetze, die es mir sehr schwer gemacht haben meinen Namen und meinen Geschlechtseintrag im Pass ändern zu lassen. Zu alldem kam noch hinzu, dass in der Schule nie über diese Themen gesprochen wurde und ich so gut wie keine Vorbilder hatte, weswegen ich mich oft allein gelassen gefühlt habe. Unabhängig davon habe ich als junge Frau, in der Politik und im Alltag, aber auch viel Sexismus erlebt. Von Belästigung über „Mansplaining“ hin zu der schockierenden Feststellung, wie häufig man auch heute noch als Frau alleine auf politischen Podien neben lauter Männern sitzt. All das zeigt mir, dass wir noch einen weiten Weg zu gehen haben beim Thema Gleichberechtigung.
In der deutschen Politik gab es noch nie eine Trans Person und aktuell auch keine Frau unter 30 im Bundestag. Beides möchte ich gerne ändern. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass auch unsere Perspektiven gehört werden.
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3. Was willst du politisch verändern?
Ich will, dass wir in Deutschland alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen Identität, welche Hautfarbe, Religion oder vermeintliche „Herkunft“ sie haben politisch einbinden und nicht diskriminieren. Es gibt noch immer Gesetze, die Menschen ausschließen, z.B. werden lesbische Mütter nicht gleichberechtigt als Eltern anerkannt. Frauen sind überall unterrepräsentiert in den Spitzenpositionen der Gesellschaft, ob in Vorständen, den Chef*innen-Posten im Theater und Fernsehen oder in den Ministerien.
Deswegen setze ich mich sehr für gesellschaftliche Vielfalt ein, für die Rechte von Minderheiten.
Außerdem geht in unserer Gesellschaft die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. In den großen Ballungszentren wie in Köln werden die Mieten immer teurer. Das sind soziale Fragen, die eng verbunden sind mit Diskriminierungen. Weil von dieser Vermögensungerechtigkeit werden bspw. alleinerziehende Mütter getroffen, die sich die Wohnung in ihrem Veedel nicht mehr leisten können oder Menschen mit Migrationsgeschichte, die wegen ihres vermeintlich „ausländischen“ Namens keine Wohnung finden. Da müssen wir stärker gegensteuern, wir ‚Grüne‘ fordern das zum Beispiel mit besserem Diskriminierungsschutz, einer stärkeren Mietpreisbremse, einem höheren Mindestlohn und höheren Steuern auf hohe Einkommen, damit wir wieder mehr in die Daseinsvorsorge für alle wie unsere Schulen und Kitas investieren können.
Im Umweltbereich bewegt mich insbesondere die Verkehrspolitik sehr stark. In Leverkusen, wo ich aufgewachsen bin, sollen demnächst zwei Autobahnen vergrößert werden. Im gesamten Kölner Raum sind solche Ausbauten geplant, in ganz Deutschland 850 km neue Autobahnen bis 2030. Das halte ich im Zeitalter der Klimakrise für eine fatale Fehlentscheidung, weil wir diese Milliarden von Steuergeldern, die das kostet, für Investitionen in klimafreundliche Mobilität, nicht für Straßenbau benötigen. Aber auch hier gibt es einen Gerechtigkeits- und Genderaspekt: Frauen legen viel häufiger Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück. Außerdem können sich viele Menschen mit geringem Einkommen ein Auto gar nicht leisten, manche Menschen können aus gesundheitlichen Gründen gar nicht selbst Auto fahren.
All diese Menschen, vor allem viele Frauen, werden von der einseitigen „Auto first“-Politik der aktuellen Bundesregierung benachteiligt.
Ich möchte diese ganzen Autobahnpläne auf den Prüfstand stellen und das Geld anderweitig investieren: In bessere und günstigere Bus- & Bahnverbindungen, von denen viel mehr Menschen profitieren würden als von zusätzlichen Autobahnen.
4. Was sind deiner Meinung nach die dringlichsten politischen Themen? Und welcher Punkt aus dem Wahlprogramm der ‚Grünen‘ ist dir besonders wichtig?
Ich finde es manchmal schwierig zu sagen, welche Themen die „wichtigsten“ sind. Ich glaube, das ist sehr subjektiv und alle Themen haben ihre Berechtigung! Beispielsweise rege ich mich wahnsinnig auf, wenn Themen wie die Rechte von Minderheiten, Gleichberechtigung von Frauen und Antidiskriminierung von anderen als „nebensächlich“ abgetan werden. Denn für die, die das Thema betrifft, geht es hier um ganz existenzielle Fragen: Verdiene ich genug, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren? Werde ich vor Gewalt geschützt und wenn ich Opfer von einem Verbrechen werde, wo kann ich mir Hilfe holen? Habe ich Verbündete in der Politik, die sich für mich einsetzen?
Gerade Frauen, aber auch quere Menschen erleben ja ganz häufig, dass ihre Erfahrungen unsichtbar gemacht werden oder als nebensächlich abgetan werden.
Wir Grüne sind eine im Kern durch und durch feministische Partei und das findet sich natürlich auch in unserem Wahlprogramm, wo wir bspw. mehr Geld für Frauenhäuser fördern, ein Paritätsgesetz (also die Vorschrift, dass mind. 50% der Abgeordneten in unseren Parlamenten Frauen sein müssen) oder bessere gesetzliche Regeln beim Thema Lohngleichheit, weil der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen (der Gender Pay Gap) noch immer zu groß ist.
Eine sehr hohe zeitliche Dringlichkeit hat aber natürlich die Klimakrise. Da hat die Politik weltweit viel Zeit vertrödelt, weswegen wir die Auswirkungen schon jetzt deutlich zu spüren bekommen: Immer mehr Hitzesommer, extremes Wetter, die Polkappen schmelzen schneller als erwartet und die Warnungen der Klimaforscher*innen werden immer verzweifelter. Fast alle Parteien bekennen sich mittlerweile zum Klimaschutz, aber Maßnahmen, wie wir die Ziele erreichen, sucht man vergebens. Ein gutes Beispiel ist der Kohleausstieg. Da plant die Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD, dass wir weiter bis 2038 klimaschädliche Braunkohle verfeuern. Das passt nicht zusammen mit den Klimazielen. Wir Grünen finden deshalb, das mit dem Kohleausstieg muss schneller gehen.
5. Wie willst du Mädchen und junge Frauen fördern?
Wir brauchen in der Bildung mehr geschlechtersensible Angebote. Gerade im digital-technischen Bereich, der aktuell sehr männlich dominiert ist, braucht es eine spezifische Ansprache, die auch Mädchen und junge Frauen begeistert und teilhaben lässt. Wie wichtig das ist, zeigt sich beispielsweise beim Thema Algorithmen: Im Internet, Apps und Social Media bestimmen diese schon stark unseren Alltag. Was bekommen wir angezeigt, welche Beiträge, welche Werbung? Algorithmen entscheiden aber zunehmend auch über Fragen wie, bekomme ich eine Kreditkarte oder ein Darlehen? In verschiedenen Untersuchungen wurden hier erhebliche Diskriminierungen nachgewiesen: Frauen bekamen seltener vom Algorithmus ein Darlehen zugesprochen, als Männer, bei gleichem Einkommen. Das ist nicht nur skandalös, sondern natürlich auch eine direkte Folge davon, dass im IT-Bereich wenig Frauen beschäftigt sind, die ein Gespür für diese Themen haben.
Es gibt viele weitere Themen, wo es mehr Einsatz für Mädchen und junge Frauen bedarf. Immer noch müssen zu viele Mädchen und Frauen Erfahrungen mit Gewalt machen. Hier ist es wichtig, dass das Tabu darüber zu sprechen gebrochen wird und dass es gut ausgestattete Hilfsangebote gibt. Auch international gehören Frauenrechte auf die Agenda: In vielen Ländern der Welt sind Frauen weit entfernt von grundlegenden Rechten, haben keinen Zugang zu Bildung oder zu Verhütungsmitteln und Familienplanung. Hier muss Deutschland sich im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit und Außenpolitik für eine gleichberechtigte Welt einsetzen. Nicht zuletzt müssen wir auch immer daran denken, dass es viele Frauen oder Mädchen gibt, die doppelte und dreifache Hürden haben, zum Beispiel weil sie eine Migrationsgeschichte haben und Erfahrungen mit Rassismus machen, weil sie lesbisch sind oder Teil einer Regenbogenfamilie oder weil sie alleinerziehend sind oder Tochter einer alleinerziehenden Mutter.
Auch auf sie müssen wir ganz besonders unsere Unterstützung ausrichten, denn die Lebensrealitäten von Mädchen und jungen Frauen sind vielfältig.
Und ganz zum Schluss noch ein Appell: Wir brauchen mehr Frauen in der Politik! Im aktuellen Bundestag sind zum Beispiel nur 31% der Abgeordneten weiblich. Deswegen freue ich mich immer ganz besonders, wenn Mädchen und junge Frauen sich entscheiden, sich politisch einzumischen, zum Beispiel in Verbänden oder eben Parteien. Ihre Stimmen sind oft entscheidend.
Du willst mehr über Nyke erfahren? Auf ihrer Webseite und ihrem Instagram-Kanal verrät sich noch mehr über ihre politischen Ziele und nimmt dich mit in den Wahlkampf.
Welche politischen Themen findest du besonders wichtig? Und was sollte sich in der Politik verändern? Schreib es in die Kommentare!
Die Passion dieser Frauen ist die Politik und sie wollen am 26. September in den Bundestag gewählt werden:
Sanae Abdi tritt als Bundestagskandidatin für die ‚SPD‘ im Wahlkreis Köln I an
Charline Kappes tritt als Bundestagskandidatin für die ‚FDP‘ im Wahlkreis Duisburg an
Serap Güler tritt als Bundestagskandidatin für die ‚CDU‘ im Wahlkreis Leverkusen/ Köln Mülheim an
Şirin Seitz tritt als Bundestagskandidatin für ‚Die Linke‘ im Wahlkreis Rhein-Erft I an
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