Laura wurde als Architektin geboren



Ich bin Laura und studiere im dritten Semester Architektur an der Fachhochschule in Bochum. Das ist meine #afterschoolstory.

Architektur zu studieren war ehrlich gesagt nicht mein Kindheitstraum. Aber ich habe mich schon immer vor allem für alte Gebäude und Architektur interessiert. Da mein Vater selbstständiger Architekt ist bin ich mit diesem Beruf und allem, was dazugehört, aufgewachsen. Aus Interesse und Neugier habe ich als Kind schon erste Pläne gezeichnet und meine Eltern regelmäßig damit in den Wahnsinn getrieben, mein Playmobilhaus mal wieder auseinanderzunehmen, um es nach meinen Vorstellungen, die wöchentlich wechselten, umzubauen.  


Abi – und jetzt? 

Ich kann nicht behaupten, dass ich plötzlich nach dem Abi ohne Ahnung und überfordert von den Möglichkeiten dastand – die leichte Überforderung aufgrund der zu vielen Angebote war auch schon vorher da. Es war nicht so, dass ich überhaupt keine Ideen hatte, im Gegenteil, mich haben immer schon sehr viele Dinge interessiert. Aber in nur wenigen Bereichen konnte ich mir vorstellen, mein Leben lang zu arbeiten. Ich war mir aber in der einen Sache sicher: Ich wollte Abwechslung und Spaß im Job haben. Nichts, wo ich jeden Tag mit den gleichen Aufgaben hinter dem Schreibtisch hocken würde. 

Im Laufe meiner Schulzeit begann ich mich für Medizin zu interessieren. Auch wenn ich mir als Kind nie hätte vorstellen können, einmal Ärztin zu werden, begann ich mich mit den Jahren doch für dieses Fachgebiet zu interessieren, was anfänglich, wie ich gestehen muss, tatsächlich an der Serie Grey’s Anatomy lag. Aber die Biologie und Forschung im Hinblick auf die Menschen hat mich immer schon fasziniert, sodass die Vorstellung, irgendwann einmal mit einem Skalpell im OP zu stehen und im besten Fall Leben zu retten, gar nicht mal mehr so abwegig war. Nein, ich konnte es mir sogar sehr gut vorstellen und ein Medizinstudium hat fest zu meinen Zukunftsplänen gehört. 


Aber wie es nun mal so ist, das Abi kam schneller als gedacht.


Und meine Motivation in der Schule kam leider nicht hinterher. Somit war mein Durchschnitt im Abi mit einem zweier Schnitt zwar, gemessen an meiner Faulheit, für mich vollkommen in Ordnung, aber für ein Medizinstudium hätte das eine sehr, sehr lange Wartezeit bedeutet. Für mich war klar,  dass ich nicht erst mit vierzig Ärztin sein wollte und deswegen habe ich mich letztlich für Architektur entschieden, was mich doch immer schon interessiert hat. Durch meinen Vater wusste ich auch, was später im Beruf auf mich zukommen würde. 


Arch aus Ruanda lässt sich von Schwierigkeiten nicht abschrecken

„Ich heiße Juvette und bin 15 Jahre alt, aber ich bevorzuge meinen Spitznamen Arch. Mein Hobby ist das Zeichnen. Ich frage mich immer, wie ich es schaffen kann, in der Architektur erfolgreich zu werden. Ich bereite mich auf einige absehbaren Schwierigkeiten vor und ich lasse mich nicht verunsichern. Ich verfolge weiterhin meinem Traum, Architektin zu werden.“

Juvette, 15 Jahre, aus Mubuga/Ruanda


Studieren in Bochum? Warum nicht Köln oder Düsseldorf?

Wenn man sich dann endlich für eine Richtung entschieden hat, kommt die nächste große Frage: Wo soll ich studieren? Natürlich hängt das von den Zu- und Absagen der jeweiligen Unis ab, aber erstmal muss man eine Vorauswahl treffen, wo man sich überhaupt bewerben möchte und wo man sich vorstellen könnte zu studieren und vielleicht auch hinzuziehen. 

Für mich war immer schon klar, dass ich mich später selbstständig machen möchte. Mit dem System von Bachelor und Master ist es dafür aber notwendig, auch den Master gemacht zu haben, bedeutet mindestens fünf Jahre Studium. Bochum hat eine der wenigen Hochschulen in Deutschland, die einen Bachelor von acht Semestern, also ein Jahr länger als üblich, anbieten. Die Besonderheit dabei ist, dass dieser längere Bachelor ausreicht, um sich später auch ohne Master selbstständig machen zu können. Dadurch fiel mir meine Entscheidung nicht schwer nach Bochum zu gehen.


Foto: Joana Spanier

Für das Studium steht der nächste Schritt bevor

Zurzeit wohne ich noch zu Hause bei meinen Eltern und muss jeden Tag nach Bochum mit dem Zug pendeln. Dadurch verbringe ich, an schlechten Tagen der Deutschen Bahn – also nahezu ständig – schon mal vier Stunden Zeit alleine damit, zu meiner Hochschule hin- und auch wieder zurück zu kommen. Wie man sich vorstellen kann, eine nervige Angelegenheit. Ein Umzug nach Bochum wird durch diese Umstände für mich immer wahrscheinlicher. Auch wenn es nicht die schönste Stadt im Land ist, ist es doch eine Studentenstadt und somit auch immer was los. 


Studenten haben viel Freizeit, oder?

Ich studiere an einer Hochschule, das heißt, dass wir generell viel praxisorientierter arbeiten und eher eine kleinere Anzahl an Studierenden haben als an Unis. Ich habe mit ungefähr 140 anderen Studierenden begonnen, wobei sich die Anzahl aber vorallem in den ersten beiden Jahren durch die hohen Anforderungen und den Stress stark verringert hat. 

Wenn man Architektur studieren möchte, sollte man sich auf eine Menge Stress und auch auf die eine oder andere Nachtschicht einstellen. Natürlich ist das auch eine Frage des eigenen Organisationstalentes, aber ein stressiges Vollzeitstudium kann es selbst für die strukturiertesten Studierenden unter uns sein. Für eine wahre Meisterin der Prokrastination wie mich stellt das aber regelmäßig eine Herausforderung dar.

Neben den Modellen und Plänen die wir für die ständigen Abgaben bauen und zeichnen müssen, setzt unsere Hochschule viel auf Gruppenarbeit. Auch wenn es bei Gruppenarbeiten nicht selten nur eine schmale Grenze zwischen Hass und Liebe gibt und man immer wieder feststellt, wie gerne man manche Menschen doch hat, schweißt das gemeinsame Fertigstellen von Aufgaben bis tief in die Nacht doch zusammen.


Fotos: Joana Spanier

Nicole´s Weg zu ihrem Zukunftstraum, führt über ein Architekturbüro

„Ich mache gerade das Fachabitur in Richtung Gestaltung. Das wird zwei Jahre dauern. Mein Traum ist es, danach Innenarchitektin zu werden. Mit dem Beruf der Innenarchitektin kann ich meiner Kreativität freien Lauf lassen. Zudem mag ich es, Räume und Zimmer zu dekorieren und zu gestalten. Derzeit absolviere ich ein Jahrespraktikum in einem Architekturbüro.“

Nicole, 17 Jahre aus Koblenz, hat bereits einen Artikel über ihr selbstbestimmtes Leben geschrieben.


„In dem Studium ist aber bestimmt viel Mathe und Technik!“

Diese Vorstellung ist weit verbreitet. Dabei stimmt sie nicht ganz. Natürlich sollte man die grundlegenden Mathekenntnisse haben und vor allem auch sehr gut mit einem Taschenrechner umgehen können, das ist überlebenswichtig. Aber das Studium besteht nicht nur aus Formeln und Statik. Es geht bei uns sehr viel um das kreative Entwerfen und um die technischen Details sowie Aufbauten an sich. Richtig mathematisch ist eigentlich nur das Fach Tragwerkslehre, das man im besten Fall nach den ersten beiden Jahren hinter sich gebracht hat. 

In der Tragwerkslehre werden die Grundprinzipien zur Planung der Tragwerke erläutert. Als Tragwerksplaner wird man vom Bauherrn als Sachverständiger hinzugezogen und hat dafür zu sorgen, dass die für die Ausführung notwendigen Zeichnungen, Berechnungen und Anweisungen geliefert werden und den genehmigten Bauvorlagen entsprechen. (Quelle: Wikipedia)


Ob das Studium etwas für einen ist, kann dir keiner außer dir selbst beantworten. Wenn du dich für Architektur interessierst und das Mindestmaß an räumlicher Vorstellungsgabe besitzt, bereit bist, einiges an Freizeit in das Studium zu stecken und Durchhaltevermögen zu beweisen, klingt die Richtung vielversprechend. Mir selbst gefällt das Studium sehr gut. Auch wenn es oft sehr stressig ist, macht es doch viel Spaß und vor allem ist es kreativ, also eine gute Idee für jeden, der auch später im Berufsalltag ein wenig Abwechslung haben möchte.  


Du bist mit deinem Architekturstudium fertig und suchst einen Job?

Versuchs mal bei der Stadt Köln! Gesucht werden Architekt*innen die Interesse an vielseitigen Aufgaben und Herausforderungen in unterschiedlichen Projekten in diversen Fachämtern haben. Hier gibt es weitere Infos.

Mein #girlsforgirls Tipp

Eine gute Möglichkeit herauszufinden, ob einem der Beruf gefällt, ist ein Praktikum in dem Bereich zu machen. Dabei sammelt man schon erste Erfahrungen und sieht wie die Abläufe von den Besprechungen, über Pläne zeichnen bis hin zu den eigentlichen Baustellen funktionieren. 

Ich hoffe, ihr findet alle euren Traumberuf und rate euch, einfach ein paar Sachen auszuprobieren, um zu sehen was euch wirklich liegt und interessiert.

War dir bewusst, wie zeitintensiv das Architektur Studium ist? Warum würde dich ein kreativer Beruf interessieren oder warum weniger?

Deine Laura




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