Meine 4 Tipps für deine Entscheidung

Engagement im Ausland, Urlaub oder Voluntourismus?



Warum schreiben wir unsere Urlaubs­­aufenthalte im Ausland nicht in den Lebenslauf?

Nach meinem Bachelorstudium bin ich für einen Monat zurück auf die Philippinen, das Land in dem ich aufgewachsen bin, geflogen. Dort bin ich rumgereist, habe mein Tagalog geübt, alte Freunde wiedergesehen, neue Menschen kennengelernt und die Gegend erkundet. Ich war nur ein Monat weg, aber hatte trotzdem die unrealistische Sorge, dass dieser Monat in meiner Bewerbung eine Lücke sein wird.

Durch mein Studium zur Sozialarbeiterin ist mir in Gesprächen und Beobachtungen vieles aufgefallen, was mich bewegt hat und wofür ich mich gerne aktiv gemacht hätte. Statt mich jedoch zu engagieren, habe ich mich zurückgelehnt. Im Nachhinein dachte ich mir, hätte ich doch lieber die Zeit damit verbracht, indem ich mich engagiere und um Soziale Arbeit auf den Philippinen kennenzulernen. Gleichzeitig hatte ich Urlaub dringend nötig. Kennst du dieses Gefühl des Zwiespalts?

Ein Urlaub und ein Engagement im Ausland können vieles gemeinsam haben. Wir verbringen im Ausland Zeit, erkunden eine Kultur, lernen und üben eine andere Sprache und lernen neue Menschen kennen. Der Unterschied liegt dabei darin, dass wir bei einem Engagement nicht dort Vorort sind, um zu entspannen, sondern um uns in erster Linie für etwas stark zu machen. 

Können Urlaub und Engagement überhaupt verwechselt werden? Wie kannst du sie bewusst getrennt halten? Wie kannst du dich zwischen Urlaub und Engagement entscheiden? Oder gibt es eventuell sogar Gemeinsamkeiten? Dafür will ich dir folgende 4 Tipps mitgeben.


Wie entscheide ich mich zwischen Urlaub und Engagement? Meine 4 Tipps:

1. Wenn du das Land, in dem du dich engagieren willst, genauso wie du dein Urlaubsziel von einem Reiseplakat aussuchst, solltest du aufpassen!

Du schaust dir das Reiseplakat an und siehst ein Bild von einem weißen Strand mit blauem Meer. Du stellst dir vor wie warm dort das Wetter ist und wie es sich anfühlen würde dort in der Hängematte zu sitzen. Du denkst dir: Ja, dort will ich mich engagieren.

Moment mal! Wenn du dir dein Engagement nach dem Land aussuchst, besteht die Gefahr, dass du dir dein Projekt nicht wegen dem Projekt selber, sondern wegen den schönen touristischen Attraktionen im Land oder einer faszinierenden Kultur aussuchst.

Ein Projekt, was man nur aufgrund der Schönheit des Landes ausgesucht hat, kann ziemlich schnell langweilig oder frustrierend werden, wenn man in der Zeit vor Ort zum größten Teil arbeitet und nicht am reisen ist. Gedanken, wie „Ich arbeite nur und sehe kaum etwas vom Land“, „Das wird Zuhause besser gemacht“ oder „Hätte ich mir doch lieber ein anderes Projekt ausgesucht“ können deinen Start im Land erschweren.

Am besten suchst du dir zu allererst ein Engagementthema und daraufhin ein Engagementprojekt. Wenn du weißt wofür und wie du dich einsetzen willst, fällt es dir leichter ein bestimmtes Projekt zu finden. Dann hast du ein Ziel, wie du deine Zeit am besten investieren willst und du bist bereit dir die notwendigen Qualifikation für dieses Engagement anzueignen. Danach kannst du dir ein Land aussuchen, wo dieses Engagement am besten eingesetzt werden kann.

Es ist wichtig, dass du dein Projekt im Vorhinein anschaust und dich bewusst dafür entscheidest, denn du wirst für eine längere Zeit deine Energie in diesem Projekt stecken. Digital ist heute sehr viel möglich. So macht dein Aufenthalt sicherlich viel Spass.


2. Die Sprache ist der Weg zum Herzen der Menschen!

Im Urlaub mit meiner Familie versucht mein Vater sich einzelne Worte und Sätze wie „Hallo“, „Wie geht’s dir?“ in der Sprache zu merken, um die Menschen, die ihm begegnen, eine Freude zu machen. Im Urlaub kannst du in den meisten Ländern reisen, ohne die Angst zu haben, dass du nicht ausreichend mit den Menschen kommunizieren kannst. In Hotels und Restaurants kommst du im Notfall mit der Hilfe von Übersetzungsapps weiter.

Bei einem Engagement läuft das nicht ganz so einfach. Du solltest nicht ohne einen Crashkurs in der Sprache dein Engagement anfangen. Ich habe selber diesen Fehler gemacht. Vor meinem Engagement in Jordanien habe ich auf verschiedenen Internetseiten gelesen, dass ich dort gut mit Englisch auskommen würde. Was ich nicht beachtet habe war, das diese Seiten an Touristen und Urlauber gerichtet waren.

Anders als bei den Touristen Hotspots war es bei mir in meiner Einrichtung, im Krankenhaus und mit den Lokals fast unmöglich in Englisch zu kommunizieren. Nach ein paar Tagen reicht „Hallo“ und „Wie geht’s dir“ in der Sprache nicht aus und jeder freut sich auf ein sinnvolles Gespräch. Mein Aufenthalt und meine Arbeit mit den Kindern war deutlich erschwert, da ich außerhalb von den touristischen Angeboten nicht Englisch sprechen konnte und daher eine neue Sprache lernen musste.

Für dein Engagement musst du dich anders vorbereiten als für einen Urlaub. Es lohnt sich zu beachten, welche Information an Touristen und Urlauber gerichtet ist und im Gegensatz dazu welche Tipps dir die Lokals geben.


Urlaub oder Engagement?

3. Mit welchem Ziel gehst du ins Ausland?

Im Urlaub hast du in der Regel folgende Ziele: Einfach mal abschalten, Verantwortung weglegen und entspannen.
Mit deinem Urlaub tankst du wieder auf. Du nimmst dich selbst ganz anders wahr und lernst was es bedeutet dich selbst zu lieben und dir selbst etwas Gutes zu tun.

Dein Engagement kann auch erholsam und erfüllend sein, indem du aktiv wirst und etwas Gutes tust. Das Ziel dabei ist jedoch genau das Gegenteil: deine Umwelt wahrnehmen und etwas bewegen. Du öffnest deine Augen – für Andere. Dein Engagement bedeutet nicht die Welt zu retten, sondern zu reflektieren, wie du deine Zeit im Ausland am besten einsetzen willst.

Durch deine aktive Haltung können die Eindrücke vom Reiseland intensiver sein und die Arbeit in Projekten öffnet dir die Augen für die wichtigen Dinge im Leben. Du erlebst was den Menschen vor Ort am Herzen liegt und wie sich das Leben dort anfühlt.

Heutzutage ist es nicht notwendig sich zwischen Engagement und Urlaub zu entscheiden. Dafür gibt es den Trend Voluntourismus – wenn du touristische Reisen mit freiwilligem Engagement mischt. Das Wort setzt sich aus den Begriffen „Volunteering“ und „Tourismus“ zusammen und bedeutet eine Urlaubsreise mit Anteil an freiwilligem Engagement. Hast du schon mal davon gehört?

Ich bin kein Fan von Voluntourismus, denn der Begriff ist oft mit kurzen Aufenthaltsdauern, stets wechselnde Helfer*innen, unrealistische Erwartungen und einem Mangel an Qualifizierung verbunden. Es ist auch oft an Projekte gebunden, wo eigentlich kein Engagement benötigt wird und kostet eine Menge Geld. Es ist besser dein Engagement und deinen Urlaub getrennt zu halten.

Bei der Entscheidung, ob dein Auslandsaufenthalt ein Urlaub oder ein Engagement sein soll, sind nur deine Gründe, warum du ins Ausland gehen willst, relevant. Wenn du Urlaub und Engagement nicht vertauscht, weißt du genau warum du vor Ort bist, was du erreichen willst und was deine Erwartungen an deine Zeit dort sind. 


4. Die Lücke im Lebenslauf – Wie fülle ich sie am besten?

Habt ihr schonmal gemerkt, dass wir unsere Urlaubsländer nicht im Lebenslauf stehen haben? Warum eigentlich? Wir verbringen dort Zeit, erkundigen eine uns fremden Kultur und Sprache und lernen neue Menschen kennen. Der Unterscheid zwischen einen Urlaub und einem Engagement ist genau das – wir sind nicht dort, um zu entspannen, sondern um uns für etwas stark zu machen.

Diesen Gedanken will ich dir noch mitgeben: Ich habe gelernt, dass es nicht um die Frage geht, ob du eine Lücke im Lebenslauf hast, denn auch ein Urlaub hat seinen Sinn und Berechtigung. Im Bewerbungsgespräch kannst du auch Argumente präsentieren, warum ein Urlaub sinnvoll war. Ein Engagement im Lebenslauf sieht im Gegensatz dazu gleich attraktiver aus. Wenn du aber einem Engagement nachgehst, obwohl es jedoch dein Wunsch ist im Ausland Urlaub zu machen, wirst du wenig für dich mitnehmen können. Denn beim Engagement geht es nicht um deinen Lebenslauf, sondern um dein Leben. Wenn du also in der Zukunft ein Monat frei hast, sollte dein Lebenslauf nicht der Grund sein, warum du dich für ein Engagement entscheidest.



„Bei Engagement geht es nicht um deinen Lebenslauf, sondern um dein Leben“

Natascha Herrmann



Willst du dich im Ausland engagieren? Wie entscheidest du dich zwischen Urlaub und Engagement? Ich freue mich auf deine Rückmeldung in den Kommentaren. Liebe Grüße, Natascha aus der intombi Redaktion.


Engagement Kolumne – Was kann ich schon bewirken?


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