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Toxische Beziehungen und Co-Abhängigkeit – So kommst du da wieder raus

Karin sitz in einem herbstlichen Wald. Sie trägt eine blaue Jeans und eine gelbe Bluse und lächelt in die Kamera
Foto: Karin


Liebe ist schön – aber sobald wir anfangen uns dafür selbst aufzugeben wird es gefährlich! Hierbei ist die Rede von toxischen, also vergiftenden Beziehungen. Das kann sowohl eine Partnerschaft als auch eine familiäre Beziehung sein. Warum wir uns selbst genug wertschätzen sollten und wie wir den Schritt aus der Beziehung wagen können, um selbst wieder glücklich zu werden? Das verrät dir Karin, zudem gibt es 4 Tipps von Ludwig, um sich aus einer Co-Abhängigkeit zu befreien.



Wenn die Familie keinen Schutzraum bietet – Karins Co-Abhängigkeit

Mein Vater war alkoholabhängig. Schon seit ich denken kann, hat er immer getrunken. Es gab mal gute und mal schlechte Phasen“, verrät uns Karin (32 Jahre, aus Ebsdorf). „Als ich noch klein war, war er ein sogenannter „Episoden-Trinker“. Es gab Wochen oder sogar Monate, in denen er keinen Tropfen Bier getrunken hat und dann kamen wieder die Phasen, in denen er schon früh zur Flasche griff. Irgendwann entwickelte er sich zum Spiegeltrinker, das heißt, er hat immer getrunken.

Wir als Familie, also meine Mutter, meine große Schwester und mein kleiner Bruder waren co-abhängig. Wir haben alles erdenkliche getan, um meinem Vater und das „gute Familienbild“ aufrecht zu erhalten. Wir haben Flaschen weggeräumt oder haben meinen Vater entschuldigt, wenn er wieder einmal einen Termin verpasst hat, weil er betrunken im Bett lag.


Der Schein nach Außen, der das Innen zerstört

Wir lebten auf einem Bauernhof und ich habe schon früh seine Aufgaben übernommen. Mir wurde es verboten über die Alkoholsucht zu reden. Unser Familienmotto war: “Wir müssen zusammenhalten.“ Ich durfte niemanden zu mir nach Hause einladen und durfte auch selbst zu niemanden nach Hause gehen. Demzufolge hatte ich kaum Freunde.

Zu meinem 23. Geburtstag versuchte sich mein Vater das Leben zu nehmen. Es gelang ihm damals Gott sei Dank nicht und ich durfte ihn noch einmal ganz neu kennenlernen. Er war viele Jahre abstinent, also trocken, bevor er einen Rückfall hatte, den er diesmal nicht zu besiegen schaffte und daran starb.


Du darfst ein erfülltes Leben führen!

Ich selbst habe meine Familiengeschichte in einer Therapie aufgearbeitet und habe bewusst die Verantwortung meinem Vater und auch meiner Mutter zurückgegeben. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, mein Leben jetzt zu leben. Die Vergangenheit ist vergangen und sie wird ein Teil meines Lebens bleiben. Ich habe dennoch das Recht auf ein gutes Leben und darf alles dafür geben„, weiß Karin heute. Sie hat es geschafft ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein erfülltes Leben zu führen. Heute hilft sie als Heilpraktikerin im Bereich Psychotherapie selbst sogar anderen dabei, gestärkt und selbstbewusst ihren eigenen Weg zu finden. Hier erzählt sie über den Leidensdruck ihrer körperlicher und mentaler Narben und wie sie diesen besiegt hat.


Karins Tipp für alle Betroffenen: Du darfst darüber reden und dir Hilfe holen!

„Das möchte ich auch betroffenen Frauen raten, die in dem System der Co- Abhängigkeit gefangen sind – ihr dürft euch Hilfe suchen! Und ihr dürft reden! Es ist nicht eure Verantwortung, dass der Drogenabhängige seine Drogen nimmt. Nicht ihr gebt ihm seinen oder ihren Alkohol, sondern der Betroffene selbst. Und der Abhängige muss sich selbst dazu entscheiden, frei von dem Zeug zu werden. Das könnt ihr nicht, in dem ihr den Alkohol wegschüttet. Auch wenn es unmöglich erscheint, dass ihr in Freiheit leben könnt – es geht! Ihr dürft da raus und dürft die Hilfe annehmen!


Karin sitzt auf einem abgesägten Baumstamm. Sie trägt eine blaue Hose und eine rosa Jacke und blickt in die Kamera
Foto: Karin


So heilst du deine Co-Abhängigkeit – 4 Tipps raus aus einer toxischen Beziehung hin zu dir selbst

Wie gelingt es dir in Beziehungen, ganz bei dir zu bleiben? Wie gelingt es dir, deine Bedürfnisse, deine Grenzen, ja deine innere Wahrheit ungemindert zu achten, ohne dich in den Erwartungen und Forderungen deines Partners zu verlieren? Und wie schaffst du es, dem ungesunden Mechanismus des Verlustes deiner selbst in Beziehungen ein Ende zu bereiten?

Wie das funktionieren kann hat dir Ludwig in seinem Artikel über Co-Abhängigkeit für das Online Magazin „im gegenteil“ in vier tollen Tipps zusammengefasst. „Zwischen Liebe und Co-Abhängigkeit gibt es einen gewaltigen Unterschied“, schreibt Ludwig. „Liebe ist frei – Co-Abhängigkeit macht abhängig. Spätestens wenn wir beginnen, uns selbst zu verlassen, ist nicht mehr die Liebe das Fundament für unsere Beziehungen, sondern Co-Abhängigkeit!“




So schaffst du es da raus – Ludwigs 4 Tipps:

1. Erkenne die co-abhängigen Elemente deiner Beziehungen!
Dieser Schritt ist besonders schwer, aber du musst radikal ehrlich zu dir sein: In welchen Bereichen verlässt du dich selbst, womöglich aus der Angst heraus, verlassen und abgelehnt zu werden? Wo verlierst du dich in den Erwartungen und Bedürfnissen deines Partners in einem Maße, dass du dich mit deinen wahren Gefühlen selbst nicht mehr spüren kannst? Mit welchen Strategien führst du einen Kampf um Liebe, ja was tust du, um zu gefallen, obwohl es deiner tieferen inneren Wahrheit entgegenstrebt?

2. Entscheide dich für Liebe statt für Bedürftigkeit! 
Du hast die Wahl. Du kannst entweder in deinen co-abhängigen Beziehungen verharren und deinen bedürftigen Kampf um Liebe mit Liebe verwechseln oder Eigenverantwortung übernehmen, und dich aus deiner Rolle erlösen. Was wirklich heilt, ist der Entschluss, zu dir zurückzukehren. Und jene dunklen, verletzten Anteile zu heilen und zu integrieren, die dich in deinem Kampf nach Liebe und Bestätigung immer wieder anheizen. Erinnere dich daran: Deine Bedürftigkeit ist in letzter Konsequenz nur eine tiefere Sehnsucht deiner Seele nach Verbundenheit mit dir selbst.

3. Heile deinen Selbstwert! 
Vielleicht hat dein Umfeld und deine Vergangenheit dir Gefühls- und Glaubensmuster eingetrichtert, dass du nur dann liebenswert seist, wenn du dich zurücknimmst und all dein Handeln und Streben nach den Bedürfnissen und Erwartungen deines Umfeldes ausrichtest. Nun weißt du ja jetzt, wo du anfangen kannst: an der Wurzel deiner Selbstwert-Blockaden. Und im konsequenten Training darin, deinen inneren Empfindungen zu lauschen und das Gefühl für dich selbst zur Leitlinie für deine Beziehungen zu erheben.

4. “Ich lasse DEINES bei DIR” – dein Freiheits-Mantra in Beziehungen! 
Dies ist kein Aufruf zur radikalen Abgrenzung, auch wenn radikaler Selbstschutz manchmal notwendig ist, um deine emotionale Gesundheit aufrecht zu erhalten. Prinzipiell gilt: Du kannst und sollst dir die Lasten deiner Partner nicht aufbürden und jene Verantwortung für ihre Gefühle übernehmen, die sie eigentlich selbst tragen müssen. Damit hinderst du im übrigen auch seine seelische und spirituelle Entwicklung. Spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem dir klar wird, dass deine eigene Selbstbestimmung immer und immer wieder durch die Verstrickungen mit deinem Partner eingegrenzt werden, gilt es, deine Eigenverantwortung zu dir zurückzuholen und die Eigenverantwortung deines Partners an ihn zurückzugeben.


In unserem nächsten Artikel verrät dir Nicole, wie sie selbst es geschafft hat aus der Krise einer Trennung wieder zu sich selbst zurückzufinden und sich heute mehr denn je lieben und wertschätzen gelernt hat.




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