Periodenschmerzen, Endometriose, Verhütung und Co. – Gynäkologin Dr. Mandy Mangler beantwortet unsere Fragen zum Thema Frauengesundheit


Dr. Mandy Mangler trägt einen weißen Ärztinnenkittel über einem roten Pullover. Sie steht auf einem Krankenhausflur und lächelt in die Kamera.
Frauenärztin Dr. Mandy Mangler

Dr. Mandy Mangler ist Chefärztin der Klink für Gynäkologie und Geburtsmedizin am Vivantes Klinikum in Berlin. Den Reiz ihrer Arbeit macht für Dr. Mangler aus, dass sie Erkrankungen bekämpfen kann und den Menschen dabei hilft, nach der Behandlung gesünder zu sein. In diesem Artikel beantwortet sie 7 Fragen, die wir ihr von jungen Frauen aus unserer Instagram Community gestellt haben. Du erfährst unteranderem, mit welchen Themen du dich an deine Gynäkologin oder deinen Gynäkologen wenden kannst, wann man bei Periodenschmerzen eingreifen sollte und was sich Dr. Mangler für Mädchen und junge Frauen wünscht.



1. Was kann man gegen Periodenschmerzen tun? Was hilft?

Ein bisschen Periodenschmerz kann schon mal sein. Dass man irgendwie ein Unwohlsein hat und das auch mal zieht und so. Aber doller Periodenschmerz, bei dem man ständig irgendwie flach liegt oder immer wenn die Regel kommt Schmerzmittel braucht, oder das man schon so Horror vor der Regel hat, das ist nicht normal. Da lohnt es sich auch mal, mit der Gynäkologin drüber zu sprechen, um zu schauen, ist das noch im Rahmen dessen, was als normal bezeichnet werden würde. Oder steckt da schon eine gutartige Erkrankung dahinter, oder der Beginn einer gutartigen Erkrankung, wie Endometriose.

Prinzipiell muss man bei Regelschmerzen ein bisschen ausprobieren. Hier kommen einige Tipps:

  • Wärmflasche oder
  • Sport helfen manchen,
  • oder Yoga,
  • oder dass man sich ablenkt und etwas unternimmt.
  • Pflanzliche Mittel helfen auch manchen.
  • Und Massagen oder Akupressur. Dabei massiert man gewisse Druckpunkte am Körper, dass die Schmerzen besser werden.
  • Oder dann halt Schmerzmittel. Schmerzmittel sind auch mal okay. (Wenn man ab und zu mal ein Schmerzmittel nimmt, eine Ibuprophen oder eine Paracetamol.)

Aber wenn man jetzt immer, bei jeder Regel, jeden Tag, zweimal am Tag ein Schmerzmittel brauchst, um zu funktionieren. Oder gar nicht in die Schule, Uni oder Ausbildung gehen kann oder überhaupt gar nicht zurecht kommt, dann sollte man das hinterfragen. Weil dann gibt es auch Möglichkeiten etwas zu tun. Es ist immer besser, frühzeitig etwas gegen die Regelschmerzen zu tun. Also frühzeitig mit der Gynäkologin darüber sprechen. Wenn man jahrelang leidet und dann nach sieben Jahre denkt, oh wäre ich das Problem mal vor sieben Jahren angegangen – dann hat man sieben Jahre gelitten. Manche Gynäkologinnen sagen „och, das ist normal, da musst du gar nichts machen, das ist halt so, das tut halt weh“. Aber das stimmt nicht. Man sollte da insistieren und sagen „nein, dass ich immer Schmerzmittel nehmen muss, das ist nicht normal, da müssen wir uns etwas einfallen lassen.“  


2. Woran liegt es, dass viele Gynäkolog:innen Periodenschmerzen als „normal“ ansehen und warum haben so viele Ärztinnen Endometriose als Ursache nicht auf dem Schirm?

Zum einen haben viele Frauen oder Mädchen ab und zu mal Regelschmerzen. Auch nicht in jedem Zyklus gleich. Und dann denken die Gynäkologinnen vielleicht „naja, wird schon irgendwie“. Die Gebärmutter zieht sich zusammen und stößt dann alte Schleimhaut ab und das tut schon auch weh. Besonders am Anfang, wenn man seine Menstruation die ersten Male bekommt, ist man da empfindlicher. Das ist was, da muss der Körper sich erst dran gewöhnen und das wird dann besser wird mit der Zeit, das kann man schon sagen.


Aber trotzdem würde ich jetzt per se Regelschmerzen nicht erstmal so abtun, als wäre das normal.

Dr. Mandy Mangler

Sondern lieber erstmal genauer hinschauen, das auch genau beispielsweise in eine Zyklusapp eintragen. Wie viel Schmerzen hast du? Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von 1-10 (also 10 das Maximum an Schmerzen)? Und dann dokumentierst du das mal so drei, vier Zyklen. Und dann gehst du nochmal zu deiner Gynäkologin und zeigst ihr das. „Ich hab da immer sieben von zehn Schmerzen, finden Sie das richtig?“ Und da kann die Antwort eigentlich nur sein „Ne, das ist nicht richtig so“.


Die Philosophie in unsere Gesellschaft ist „das musst du halt aushalten“.

Dr. Mandy Mangler

Und dann kommt noch dazu, dass Endometriose schwer zu diagnostizieren ist. Man kann da nicht einen Bluttest machen und dann weiß man das – leider. Im Prinzip gibt es nur zwei Möglichkeiten das zu diagnostizieren. Einmal in dem man operiert und in den Bauch reinschaut, ob da Endometriose ist, das wollen wir aber ja nicht immer. Und deswegen ist die zweite Möglichkeit das zu diagnostizieren, indem man „einfach“ eine Therapie gibt und schaut, ob es dann besser wird. Und wenn es dann besser wird, dann kann man sagen, das waren die ersten Anzeichen von Endometriose und man hat es frühzeitig eingefangen, oder die Patientin hat Endometriose.


3. Warum werden so häufig Hormonpräparate bei allerlei Problemen verschrieben?

Gegen Regelschmerzen wird die Pille nicht so häufig verschrieben. Aber es stimmt, es wird total häufig verschrieben gegen unregelmäßige Regel oder bei Pickeln und Haarausfall. Dann ist die Pille irgendwie die Universalantwort. Das ist ein bisschen schade, das stimmt. Wenn man sich so richtig mit dem Menschen hinsetzt und sich das alles ganz genau anschaut, dann ist es am Ende trotzdem häufig so, dass die Pille verschrieben wird. Aber wenn man die Pille einfach so verschreibt, hast du dem Mädchen oder der Frau die Möglichkeit genommen, sich besser zu verstehen. Und die Gynäkologin kann dir dabei helfen. Aber wenn sie dir einfach nur die Pille verschreibt, dann hat sie dir nicht dabei geholfen, dich besser zu verstehen. Und das ist dann auch für später wichtig. Deshalb finde ich das schon gut, wenn man da mehr in den Dialog geht und das mehr bespricht. Und was man selber machen kann, wenn man eine Gynäkologin hat, die noch nicht so viel mit einem spricht, ist, dass man das alles in seine Zyklusapp dokumentiert für sich selber, damit man sich besser versteht.



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4. Welche Alternativen zur Anti-Baby-Pille gibt es und was sollte man über hormonfreie Verhütung wissen?

Die Pille ist im Prinzip schon eine sehr gute Methode, in jüngeren Jahren zu verhüten. Weil sie halt irgendwo einfach ist. Insgesamt wünscht man sich trotzdem, dass die jüngeren Frauen das mehr hinterfragen. Also zum Beispiel auch diese Pillenblutung, die total unnötig ist. Wenn man schon die Pille nimmt, dass man dann wenigstens nicht bluten muss und man die Pille dann durchnimmt. Das wünscht man sich schon. Dass die jungen Mädchen das mehr hinterfragen, wenn sie die Pille bekommen und dann auch sagen „okay, na gut, die Pille ist eine gute Möglichkeit für mich und ich möchte eben verhüten, ich habe einen Freund, wir wollen regelmäßig Sex haben und ich habe kein Interesse daran, Schwanger zu werden.“ Dann ist die Pille schon eine gute Möglichkeit, aber dann eben durchgenommen sozusagen.

Und hormonfreie Alternativen sind in Deutschland nicht so populär, weil die Pharmaindustrie hier sehr stark ist und die wollen diese Pillen verkaufen. Und dann ist wiederum die Industrie der Periodenprodukte sehr stark und die wollen ihre Periodenprodukte verkaufen. Und das ist eigentlich auch ganz schlimm, dass junge Mädchen letztendlich schon ein Fall für die Pharma- und Kosmetikindustrie sind. Die soll schön immer die Pille nehmen und dann bluten und dann soll sie mal schön irgendwelche Pharmaprodukte in sich reinstopfen. Ich finde das echt schlimm, da darf ich gar nicht drüber nachdenken. Und deswegen finde ich das schön, wenn man das hinterfragt. 

Alternativen zur Pille sind zum Beispiel:

  • Das Kondom: die Verhütung mit dem Kondom ist eine super Sache, weil es halt auch vor anderen Erkrankungen schützt. Ich weiß, dass Kondome manchmal unhandlicher erscheinen, als sie eigentlich sind. Aber trotzdem würde ich nochmal eine Lanze brechen für das Kondom an sich. Es gibt super Kondome mittlerweile. Schön hübsch bunt, mit Geschmack, ohne Geschmack, mit Noppen, ohne Noppen, also wirklich so wie Spielzeug, dass man damit auch prima experimentieren kann. Besonders für Kontakte mit denen man vielleicht nicht dauerhaft zusammen ist, ist das auf jeden Fall die allerbeste Alternative und sozusagen die bessere zur Pille.
  • Die Spirale: wenn man aber eine feste Beziehung hat und hormonfrei verhüten will, gibt es zum Beispiel, und das ist auch für junge Mädchen eine Möglichkeit zu verhüten, Spiralen. Und das ist total praktisch. Da gibt es welche, die man einfach in die Gebärmutter reinlegen kann und dann blutet man zwar noch, aber da muss man nicht mehr dran denken und hat eine super Verhütung. Und dann gibt es Spiralen, bei denen man gar nicht mehr blutet. Die haben im Gegensatz zur Pille nur ganz wenig Hormone. Spiralen sind eine großartige Methode um die Verhütung praktisch und unkompliziert umzusetzen.
  • Selbstbestimmte hormonfrei Verhütung: Da beobachtet man seinen Zyklus, macht vielleicht Eisprung-Tests und die Zeit, in der man fruchtbar ist, wird mit Kondomen verhütet. Das ist aber eher was für Menschen, die schon echte Profis sind und die sich richtig gut auskennen mit ihrem Zyklus. Da würd man sagen, dass eine 16 jährige nicht unbedingt dazu gehört. Ohne der 16 jährigen abzusprechen, dass sie den Zyklus gut versteht. Aber da muss man so ein Bewusstsein für seinen Zyklus haben, da muss man schon sehr drin sein im Thema.

5. Mit welchen Themen kann ich zur meiner Frauenärztin/ meinem Frauenarzt gehen?

Mit allen Themen, die dein Leben betreffen, wo du nicht weiterkommst und denkst, da brauch ich mal eine große Schwester, einen großen Bruder, eine Zweitmutter, einen Zweitvater, eine Zweitoma, einen Zweitopa, kannst du zur Gynäkologin gehen. Mit allem was dich in deinem Leben beschäftigt, nicht nur medizinische Sachen, auch alles andere. Denn Gynäkologinnen sind auch psychosozial unterwegs, nicht nur medizinisch. Sie begleiten dich auch durchs Leben und sie verstehen sich auch so, dass sie dich auch gerne mit anderen Dingen betreuen, wo du vielleicht gerade niemanden hast, mit dem du da drüber reden kannst oder du mal eine Perspektive von Außen brauchst. Zum Beispiel Beziehungen die nicht so laufen, wie du das möchtest. Medizinische Dinge sowieso. Oder auch die Beziehung zu deinen Eltern. Gewalt natürlich auch. Jemand ist übergriffig mit dir. Wenn du das Gefühl hast, dein Körper gehört nicht dir, sondern jemand benutzt ihn mit.



6. Was sind Ihre Tipps, wie Mädchen und junge Frauen die oder den „richtige:n“ Gynäkologe:in finden?

  • Kommt man gut hin? Also es muss jemand sein, der in der Nähe ist, wo man gut hinkommt.
  • Man kann sich meistens schon mal die Praxis im Internet anschauen und gucken, ob einem die Praxis und der Mensch sympathisch sind.
  • Und da finde ich absolut, dass man zusammenpassen muss.
  • Wenn es noch nicht so gut passt, lieber nochmal jemand anderen suchen, wo man dann denkt, da fühlt man sich gut aufgehoben und man passt menschlich irgendwie zusammen und hat das Gefühl, das ist eine gute Situation. 
  • Aber auch nicht zu oft wechseln. Also man sollte schon auch mal bei einer Person bleiben und das ausprobieren.

Was ich mir wünsche für junge Frauen ist, dass sie weniger gefallen wollen und weniger freundlich sind. Dass sie üben Nein zu sagen und sagen „ich will das nicht“ oder „ich will das anders“.

Dr. Mandy Mangler

Dr. Manglers Girls-for-Girls-Lifehack

Was ich mir wünsche für junge Frauen ist, dass sie einfach insgesamt abstellen so niedlich zu sein und zu gefallen und den Menschen alles recht machen wollen. Weil das fällt einem dann später auf die Füße und auf einmal findet man sich in einer Situation, wo man für alle alles macht und selber total runterfällt. Und ich wünsche mir einfach, dass Mädchen und junge Frauen viel besser sagen können „nö das will ich nicht und das mache ich nicht“. Das gelingt schon besser und viele Mädchen denen ich das sage, die sagen, dass sie das schon gut können. Aber lass dir gesagt sein, da geht noch was! Erst wenn du wochenlang die ganze Zeit Nein gesagt hast, gar nicht gefallen hast, nur dir selber gefällst und aufgehört hast, allen anderen zu gefallen und zufrieden mit dir selber bist und dir sagst „es ist mir vollkommen Wurst, was ihr anderen sagt“, erst dann hast du es geschafft. 

Der Lifehack wäre, zu verstehen, ich kann es nicht allen recht machen, deshalb mach ich es mir selber recht. Und dazu gehört auch die Sexualität. Dass man Sexualität so lebt, wie man es selber für richtig hält. Und sich ganz stark an sein Inneres halten, was man selber will und das umsetzen. Auch ohne Rücksicht auf Verluste sozusagen. Sondern sich ganz krass selber umsetzen. 



Seit 1987 macht der am 28. Mai stattfindende „Internationale Aktionstag für Frauengesundheit“ (engl. International Day of Action for Women’s Health) auf die Bedeutung der psychischen und physischen Gesundheit, aber auch auf die Gewalt an Frauen aufmerksam.


Welche Tipps hast du noch gegen Periodenschmerzen? Fühlst du dich bei der Gynäkologin/ deinem Gynäkologen gut aufgehoben? Und was wünscht du dich noch von Arzt:innen der Frauenheilkunde? Schreib es uns in die Kommentare.




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Kommentare

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  1. Frauke um 10:07

    Guter Beitrag, leider ist meine Erfahrung, dass Gynäkologen/Innen einem nicht zuhören, auch starke Schmerzen über mehrere Jahre abtun und man grundsätzlich eher unfreundlich behandelt wird. Finde es schon sehr schade, dass Frau bei einem so sensiblen Thema so wenig Unterstützung erhält…
    Hinweis an die Redaktion: es wäre toll gewesen ihr hättet den Text grammatikalisch korrigiert und nicht einfach das Transkript des Interviews hochgeladen, es liest sich so halt eben irgendwie nicht so toll mit all den unnötigen Füllwörtern 😉

    • intombi Team um 14:30

      Liebe Frauke,
      vielen Dank für dein liebes Feedback! 🙂
      Ja, es ist wirklich sehr schade, wenn Frauen und Mädchen bei solchen intimen Themen nicht die richtige Ansprechpartnerin haben. Wir hoffen aber natürlich, dass alle irgendwann die richtige Ärztin oder den richtigen Arzt für sich finden, bei der/dem sie sich gut aufgehoben fühlen.

      Zu deinem redaktionellen Hinweis. Wir nehmen deine konstruktive Anmerkung natürlich sehr gerne mit! 🙂 In diesem Fall haben wir uns allerdings ganz bewusst dafür entschieden, den Stil der Autorin so beizubehalten. Aber wir schauen uns den Artikel hinsichtlich deines Feedbacks gerne nochmal an.

      Viele Grüße
      dein intombi Team

  2. Patrizia um 10:37

    Ein interessanter Beitrag, wobei ich mir wünschen würde, dass wir als junge Mädchen die Pille und ihre Wirkung noch mehr Hinterfragen…

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