Was ist Sterbebegleitung? Stefanie hilft, Abschied zu nehmen


Die dunkelblonde junge Frau Stefanie blickt mit freundlichen Augen lächelnd in die Kamera. SIe trägt ein schwarz-weiß gestreiftes Oberteil und steht vor iner weißen Wand.
Sterbebegleiterin Stefanie

Stefanie ist 32 Jahre alt und lebt in Köln. Hauptberuflich arbeitet sie als Projektmanagerin in einer Agentur. Ehrenamtlich begleitet sie Menschen, deren Leben zu Ende geht. Stefanie ist Sterbebegleiterin und berichtet in diesem Artikel über ihre Arbeit, was Menschen an ihrem Lebensende bewegt und was sie durch ihre Arbeit mit Sterbenden lernen kann.



Was bedeutet eigentlich Sterbebegleitung?

Sterbebegleitung bedeutet, dass jemand für mich da ist, während ich meinen Lebensweg zu Ende gehe. Die meisten Menschen möchten am Lebensende nicht alleine sein. Als Sterbebegleiterin besuche ich schwerkranke und sterbende Menschen regelmäßig zu Hause, im Krankenhaus oder im Pflegeheim.


Welche Voraussetzungen sollte man als Sterbebegleiter:in mitbringen und was sind deine Aufgaben?

Mit dem Leben und Sterben sollte man sich bewusst auseinandersetzen wollen. Daneben sind Offenheit und Einfühlungsvermögen wichtig, um unterschiedlichen Menschen und Lebensweisen zu begegnen. Oft ist auch Kreativität gefragt, um mit dem Menschen in Kontakt zu kommen. So habe ich zum Beispiel angefangen, ein wenig Türkisch zu lernen. Voraussetzung für die ehrenamtliche Arbeit ist ein Qualifikationskurs zur Sterbebegleiterin, wo man auf mögliche Situationen vorbereitet wird. Am meisten habe ich dabei aber über mich und meine eigene Einstellung gelernt.


Es ist nicht so, dass ich als Sterbebegleiterin einer Person erzähle, wie Sterben geht. Eigentlich ist es genau andersrum.


Die im Sterben liegende Person teilt ihre Erfahrungen mit mir und ich stehe ihr bei: Wir sprechen darüber, was sie bewegt, gehen spazieren oder spielen ein Brettspiel. Bei Fragen kann ich fachlich unterstützen, auch Angehörigen gegenüber. Wenn Gespräche nicht mehr möglich sind, zum Beispiel bei Demenz, bin ich einfach nur da, reiche Trinken an oder lese aus einem Buch vor. Manchmal bin ich immer noch überrascht, wie viel wir zusammen lachen. Es geht darum, was der sterbenden Person gerade gut tut, daher ist jede Sterbebegleitung ganz anders.


Wie denkst du über das Sterben und den Tod?

Der Tod ist etwas, das wir alle gemeinsam haben, und dennoch wissen wir nicht so recht, was uns erwartet. Das macht es so spannend: Wie gehen Menschen damit um, dass sie irgendwann sterben und wie wollen sie sterben? Meine Einstellung dazu hat sich durch die Sterbebegleitung geändert. Statt von jetzt auf gleich zu sterben, möchte ich bewusst erleben, dass es zu Ende geht. Dann hätte ich Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen und mich von meinem Leben und den lieben Menschen zu verabschieden.



So kannst auch du dich ehrenamtlich in der Sterbebegleitung engagieren:


Informiere dich über Hospiz- oder Palliativeinrichtungen in deiner Nähe. Die meisten Träger findest du über den “Wegweiser Hospiz- und Palliativversorgung Deutschland”. Beispielsweise freuen sich das Universitätsklinikum Köln und der Hospizverein Köln-Mülheim immer über Ehrenamtliche, die ihre Arbeit unterstützen wollen.

Wenn du dir die direkte Begleitung Sterbender nicht zutraust, kannst du Hospizdienste auch organisatorisch unterstützen: Am Empfang, in der Küche, bei der Koordination oder im Vorstand von Vereinen werden immer helfende Hände gebraucht. Eine weitere Möglichkeit des Engagements ist die Trauerbegleitung, die häufig auch von den Hospizdiensten angeboten wird. (Quelle: BMSFJ)



Welche Gedanken haben Menschen an ihrem Lebensende, was bewegt sie?

Das kann ganz unterschiedlich sein. Vielleicht sitzen sie plötzlich im Rollstuhl und können ihr geliebtes Rennrad nicht mehr fahren. Ihr Leben ändert sich vollkommen, Gewohnheiten fallen einfach weg und sie können nichts dagegen tun. Außerdem sind viele Ziele und lang gehegte Träume nicht mehr erreichbar. Die Reise nach Australien wird es nie geben – kleine und große Pläne lösen sich auf. Das kann aber auch Entspannung mit sich bringen: Es gibt nichts mehr zu tun und nur der Moment ist wichtig. Die Freude über kleine Dinge wird wesentlicher, zum Beispiel über einen leckeren Kuchen oder eine schöne Blume im Garten.



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Was bereuen viele Menschen im Sterbebett?

Das ist sehr individuell und in den Begleitungen ist es nicht unbedingt ein wesentliches Thema. Zurzeit besuche ich eine Dame Mitte 50, die sehr naturverbunden ist und sich immer gewünscht hatte, Brasilien und Australien zu bereisen. Durch ihre Krebserkrankung kann sie sich ihren großen Traum nicht mehr erfüllen. Was Sterbende am Lebensende bereuen, das ist für mich eine der interessantesten Fragen. Vielleicht kann ich daraus etwas für mein eigenes Leben lernen.


Was hast du für dein eigenes Leben durch deine Arbeit gelernt?

Ich frage mich im Alltag bewusst, ob ich noch im Einklang mit mir selbst lebe. Wie würde ich leben, wenn ich in einigen Monaten sterben müsste, oder in einem Jahr? Sich mit der eigenen Endlichkeit auseinander zu setzen, wenn scheinbar noch „alle Zeit der Welt“ bleibt, halte ich für wichtig. Ich habe gelernt, Entscheidungen für mein Leben bewusster zu treffen.



Stefanie kann durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit als Sterbebegleiterin beim Hospizverein Köln-Mülheim auch Dinge für ihr eigenes Leben mitnehmen




Wie stehst du zu dem Thema Sterbebegleitung? Könntest du dir vorstellen als Sterbebegleiter:in zu arbeiten? Lass es uns in den Kommentaren wissen! Wir sind gespannt auf deine Antworten.




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Kommentare

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  1. Nadja um 12:10

    Großen Respekt an Stefanie und danke für ihre tolle Arbeit!

    • intombi Team um 15:09

      Da schließen wir uns gerne an 🙂 Vielen Dank für dein Feedback!

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